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Urheberrechts-Wissensgesellschafts-Gesetz lässt Lehrbuch-Markt kräftig schrumpfen

Börsenvereins-HGF Alexander Skipsis fordert Korrekturen am Urheberrechts-Wissensgesellschafts-Gesetz - Foto: Börsenverein / Stephan Sasek

Börsenvereins-HGF Alexander Skipsis fordert Korrekturen am Urheberrechts-Wissensgesellschafts-Gesetz - Foto: Börsenverein / Stephan Sasek
Die Umsatz- und Absatz-Zahlen für Lehrbücher in Deutschland seit 2018 um rund 20 Prozent (Umsatz) bzw. knapp 30 Prozent (Absatz) eingebrochen. Auslöser dieser stark negativen Entwicklung ist das Urheberrechts-Wissensgesellschafts-Gesetz, das am 1. März 2018 in Kraft getreten ist.
Die Zahlen stammen aus dem ersten umfassenden Lehrbuch-Monitoring, das der Börsenverein des Deutschen Buchhandels Anfang September 2021 vorgelegt hat.

Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins: "Das Ergebnis der Erhebung ist katastrophal. Es belegt die dramatischen Auswirkungen der Änderungen im Urheberrecht auf den wissenschaftlichen Publikationsmarkt, vor denen wir die Bundesregierung gewarnt hatten. Wenn Autor:innen hochwertiger Lehrmedien und ihren Verlagen immer weiter Umsätze wegbrechen, wird es ihnen unmöglich, Material von hoher Qualität anzubieten.
Studierende und Lehrende sind aber in den meisten Studiengängen darauf angewiesen, dass ihnen Auszüge aus hochwertigen Lehrmedien in digitalen Semester-Apparaten und Lehrbücher für das Eigenstudium zur Verfügung stehen. Wenn deren Inhalte von den Hochschulen nicht zu angemessenen Bedingungen im Markt erworben, sondern aufgrund gesetzlicher Vorschriften lizenzfrei genutzt werden, wird es davon aber immer weniger und in manchen Fächern schon bald gar keine mehr geben.
Da die Bundesregierung die im Gesetz verankerte Befristung der wichtigsten Regelungen des UrhWissG überraschend vorzeitig aufgehoben hat, ohne die ausdrücklich vorgesehene Evaluierung abzuwarten, sehen wir nun das Ausmaß der Entwicklungen, ohne gegensteuern zu können. Auch im Interesse der Studierenden und Lehrenden in Deutschland appellieren wir an eine künftige Bundesregierung, die notwendigen Korrekturen vorzunehmen und faire Rahmenbedingungen wiederherzustellen, unter denen Verlage und Autor:innen vielfältige, hochwertige und zielgruppengerechte wissenschaftliche Lehrwerke anbieten können."

Das Urheberrechts-Wissensgesellschafts-Gesetz erweitert u.a. die Möglichkeiten für Lehrende an Hochschulen, Studierenden Auszüge aus digitalen oder gedruckten wissenschaftlichen Werken und Lehrbüchern zur Verfügung zu stellen, ohne dass ihre Hochschulen dafür Lizenzen zu angemessenen Bedingungen einholen müssen.

Die wesentlichen Vorschriften des Gesetzes waren ursprünglich bis 2023 befristet, um ihre Auswirkungen auf den Markt überprüfen zu können. Zu diesem Zweck hatte der Börsenverein 2018 das Monitoring der Lehrbuch-Verkäufe aufgesetzt. 2021 wurden die Regelungen überraschend entfristet, ohne eine Evaluierung seitens des Börsenvereins abzuwarten.

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(ps) 06.09.2021



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